VCD Karlsruhe kfk-Archiv

kreisfairkehr Sommer 1998

Inhalt:

OB-Wahl: Wahlprüfsteine des VCD
Bericht VCD-Mitgliederversammlung
Mobil ohne Auto 1998
VCD-Klosterstadtexpress
Münster - ein Fahrradmekka?!
Bewegung bei ASKA
Und ich beweg' mich doch
VCD-fairreisen
Vorschlag für ein Liniennetz 2005
 

OB-Wahl '98: Verkehrspolitik auf dem Prüfstand

Anläßlich der Oberbürgermeisterwahl am 5. Juli in Karlsruhe hat der VCD Kreisverband Karlsruhe den fünf aussichtsreichsten KandidatInnen Fragen zu verkehrspolitischen Themen gestellt. Leider kam von Heinz Fenrich trotz mehrmaligem Nachfragen auch vier Wochen nach Zusendung der Fragen keine rechtzeitige Reaktion.

Die Antworten auf die geschlossenen Fragen, wo nur mit "ja" oder "nein" geantwortet wurde, sind in der Tabelle unten dargestellt.

Unsere erste Frage bezog sich auf die Zukunft des motorisierten Individualverkehrs in der Stadt bzw. welche Vorstellungen die Befragten dazu haben.

Frau Salisch möchte als Oberbürgermeisterin ein "Karlsruher Verkehrsforum" ins Leben rufen, in dem eine offene Diskussion über die Verkehrspolitik geführt werden soll. Mitglieder dieses Forums sollen neben städtischen Ämtern und Verkehrsbetrieben auch die Uni, IHK, Bürgervereine, Experten und die Verkehrs- und Umweltverbände sein.

Frau Storck möchte Mobilitätsbedürfnisse, Umweltschutz und urbane Lebensqualität miteinander vereinbaren. Sie will das Umsteigen auf den ÖPNV fördern, Verkehrsberuhigungen und Straßenrückbauten voranbringen.

Lüppo Cramer machte viele Vorschläge. Er stellt sich ein "Verkehrsmanagement für die Zukunft" vor. Bestandteile von diesem sind u. a. Verkehrsleitsysteme, Rush-hour-Spuren für mehrfach besetzte Fahrzeuge, Förderung von Car-sharing und fußgängergerechte Wegebeziehungen in der Stadt. U. Eidenmüller plädiert für ein Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer in der Stadt, in den Wohngebieten möchte er den Such- und Durchgangsverkehr verringern.

Unsere zweite Frage bezog sich auf Maßnahmen gegen die teilweise gesundheitsschädliche Luftverschmutzung in Karlsruhe. Frau Salisch verwies hier auf die Komplexität der Materie und auf die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, der sämtliche Luftverschmutzer miteinbezieht. Monika Storck schlägt als kurzfristige Gegenmaßnahmen Tempolimits an besonders belasteten Verkehrsknotenpunkten vor und setzt langfristig auf Umsteigeeffekte vom MIV auf den ÖPNV zur Reduzierung des Verkehrsdruckes in der Innenstadt. Lüppo Cramer verweist auf die elementare Rolle der Stadtplanung. Der Trennung von Wohn-, Arbeits-, und Einkaufsbereichen als Auslöser von Verkehr müsse gegengesteuert werden. Er spricht auch die Vorbildfunktion der Verwaltung an und spricht sich z. B. für einen Rückbau der Kriegsstraße aus. Herr Eidenmüller wiederum hofft auf technische Verbesserungen bei Motoren und Brennstoffen. Er will in der Stadt die Belastungen durch den Hausbrand mit städtischen Programmen verringern, betont hier die Vorbildfunktion der Stadtverwaltung und verweist darauf, daß die Luftqualität in Karlsruhe im 10-Jahresvergleich besser geworden sei.

Ein weiteres Problem in Karlsruhe ist die gefährlich zugeparkte Südstadt. Salisch, Storck und Cramer halten hier zur Lösung Maßnahmen der Parkraumbewirtschaftung und eine Erhöhung der Akzeptanz der Quartiersgaragen für wesentlich, wobei auch die Meinung der Bewohner der Südstadt mit einzubeziehen sei. U. Eidenmüller setzt auf Strafmandate.

Eine weitere Frage bezog sich auf das Radlerärgernis des zu schmalen Rad- und Gehweges in der Kaiserstraße Ost. Frau Salisch möchte sich für einen Radweg auf dem jetzigen Anwohnerparkstreifen einsetzen. M. Storck und L. Cramer möchten beide die Kaiserstraße Ost in Richtung City für den Kfz-Verkehr sperren und den Radlern überlassen. U. Eidenmüller möchte den Radverkehr auf der Straße mitfließen lassen, am heutigen Zustand also nichts ändern.

"Werden Sie den Bau einer Fahrradstation am Hauptbahnhof vorantreiben, und wenn ja, wie?" wollten wir wissen. Hierfür möchten sich alle vier einsetzen. Frau Salisch, Frau Storck und Herr Cramer verweisen auf positive Erfahrungen in anderen Städten. Erfolgreiche (private) Betreiber sollen gesucht werden (Salisch, Cramer) und auch auf die Möglichkeit von Beschäftigungsinitiativen im Rahmen einer solchen Station wurde aufmerksam gemacht (Storck).

"Befürworten Sie die verstärkte Ausweisung von Fußgängerzonen in den Stadtteilzentren?" war unsere letzte Frage. Es wird von den KandidatInnen prinzipiell befürwortet, sofern es die BürgerInnen wünschen.

Nachzutragen wäre noch die Position der KandidatInnen zur geplanten Nordtangente, die sie auf einer OB-Kandidatenveranstaltung am 29.4.98 erläuterten. Alle vier sind gegen den Bau der Nordtangente, halten aber eine Entlastung von Hagsfeld für notwendig. M. Storck und L. Cramer plädierten für eine Südumgehung Hagsfelds. H. Salisch und U. Eidenmüller hingegen wollen einen Teil des östlichen Abschnittes der Nordtangente bauen, um das Industriegebiet Hagsfeld an die Autobahn anzuschließen.

Wir vom Kreisverband hoffen, hiermit unseren Lesern und Leserinnen einen Eindruck über die politischen Vorstellungen der Kandidaten zum Thema Verkehr gegeben zu haben.

Michaela Müller
 

Bericht über die VCD-Mitgliederversammlung

Am 28. April fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Kreisverbands Karlsruhe statt, auf der es einen Vortrag über den Fahrradverkehr in Münster zu hören gab (siehe Artikel) und auf der eine neue Satzung verabschiedet und ein neuer Vorstand gewählt wurde.

Zu den Arbeitsschwerpunkten des Kreisverbandes 1997 gehörten der kreisfairkehr, die Broschüre "Mit Rad und Bahn in die Region", Infostände, die Teilnahme an Planungsausschußsitzungen und am runden Tisch Radverkehr. Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist die Öffentlichkeitsarbeit des Kreisverbandes. Diese wurde in Form von Presseerklärungen zu aktuellen verkehrspolitischen Themen und in Form von Gesprächen mit Vertretern von Stadt und KVV geleistet. Größte Aktion 1997 war "Mobil ohne Auto" in Rappenwört.

Wie schon mehrfach im kreisfairkehr angekündigt, wurde die Satzung des KV Karlsruhe an die Satzungen des Landes- und Bundes-Verbands angepaßt. Die neue Satzung wurde auf der Jahreshauptversammlung angenommen.

Abzustimmen war von den 21 erschienen Mitgliedern und Gästen dann auch über einen neuen Vorstand. Die bisherige Vorsitzende Marion Schroedter schied wegen Wegzug aus dem alten Vorstand aus; zu ihrer Nachfolgerin wurde Michaela Müller gewählt. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Philipp Horn und Wolfgang Melchert gewählt. Der neue Schatzmeister heißt Dirk Messang. Beisitzer wurden Peter Osten und Heiko Jacobs.

Michaela Müller
 

Mobil ohne Auto 1998

Auch in diesem Jahr gibt es zu "Mobil ohne Auto" am 21. Juni wieder ein "Autofreies Rappenwört mit vielen Attraktionen (siehe Termine).

Das "Autofreie Albtal" am 16. August kann dagegen zumindest in diesem Jahr leider nicht stattfinden, weil die Umleitung für den Kfz-Verkehr auf einem kurzen Stück durch den Enzkreis geführt werden müßte - und der hat die Genehmigung versagt. Jetzt wird für nächstes Jahr nach einer Lösung gesucht.

Johannes Honné
 

VCD-Klosterstadtexpress fährt auch 1998!

Die Bemühungen des VCD Pforzheim/Enzkreis, trotz der beabsichtigten Streckenstillegung wieder Züge nach Maulbronn zu organisieren, waren erfolgreich. Vom 24. Mai bis 20. September wird auch dieses Jahr wieder der VCD-Klosterstadtexpress an allen Sonn- und Feiertagen nach Maulbronn fahren.

Möglich wurde dies durch die Bereitschaft der Stadt Maubronn, sich an der Finanzierung des Zuges maßgeblich zu beteiligen. In Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg, der DB AG, der Stadt Maulbronn und dem VCD werden wie im letzten Jahr jeweils vier Züge zwischen Mühlacker und Maulbronn eingesetzt. Zur besseren Anbindung der Zugfahrten aus dem Raum Karlsruhe werden in Zusammenarbeit mit dem KVV zu allen Fahrten Zubringer mit der Karlsruher Stadtbahn von Bretten bis zum Bahnhof Maulbronn-West angeboten. Dort besteht unmittelbar Anschluß zu dem aus Richtung Mühlacker nach Maulbronn fahrenden Dieseltriebwagen. Eine Stadtbahnfahrt beginnt in Karlsruhe, eine weitere Verbindung wird von Bruchsal angeboten. Die Abfahrt dieser Stadtbahnen in Bretten ist um 10:18 bzw. 12:58 Uhr. Rückfahrten ab Maulbronn-Stadtbahnhof werden um 13:19, 16:43 und 18:43 angeboten. Die KVV-Regiokarte zum Preis von DM 15,- für 2 Erwachsene und 2 (oder alle eigenen) Kinder unter 16 Jahren gilt auch zwischen Bretten und Maulbronn.

Mit dieser deutlichen Verbesserung des Fahrplans sowie dem attraktiven Tarif erwartet der VCD weiter steigende Fahrgastzahlen. Im vergangenen Jahr nutzten 3372 Fahrgäste den VCD-Klosterstadtexpress.

Am Sonntag, dem 21.06. ist der bundesweite Aktionstag "Mobil ohne Auto", außerdem findet am Wochenende 20./21. Juni der mittelalterliche Markt innerhalb der Klostermauern in Maulbronn statt. Der VCD-Klosterstadtexpress fährt deshalb an beiden Tagen annähernd im Stundentakt, erste Abfahrt in Bretten um 10:18, letzte Rückfahrt ab Maulbronn gegen 19 Uhr.

Durch die Fahrten des VCD-Klosterstadtexpress ist jedoch die Stillegung der Strecke Maulbronn-West - Maulbronn-Stadt nach derzeitigem Stand nur bis Ende September aufgeschoben. Deshalb muß in den nächsten Monaten ein langfristig tragfähiges Konzept für die Stichstrecke gefunden werden. Neben dem Ergebnis des in Auftrag gegebenen Gutachtens sind dabei auch die Erfahrungen mit dem VCD-Klosterstadtexpress zu bedenken.

Matthias Lieb, VCD Pforzheim/Enzkreis
 

Und ich beweg´ mich doch!

Daß ich einmal Auto-los sein würde, darüber hätte ich vor sechs Jahren noch laut gelacht. Bis dahin war ich ein ausgesprochener "Vielfahrer". Am Wochenende in den Schwarzwald, nach Feierabend noch eben irgendwohin, sogar zum Filme gucken bin ich nach Mannheim ins Autokino gefahren.

My car was my home. Dann kam die Zeit, wo ich mit anderen diskutierte, warum ich ohne Auto nicht sein könne. Mit anderen, die auch der Meinung waren, ohne Auto geht es nicht. Der Großeinkauf. Die Spontanität. Die Unabhängigkeit. Die Freiheit.

Und trotzdem kamen mir Zweifel an meinen Argumenten. Und als ich mein Auto wegen TÜV eh verkaufen mußte, beschloß ich, die Probe aufs Exempel zu machen. Ich setzte mir sechs Monate ohne Auto. Zwar war ich mir ziemlich sicher, mir danach wieder eins zu kaufen, dann aber, nachdem ich es wenigstens versucht hatte, mit reellen Argumenten und mit leichterem Gewissen.

Aus den sechs Monaten sind mittlerweile sechs Jahre geworden - und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ein Auto zu besitzen. Ich fahre mit Bus und Bahn in den Schwarzwald, mit dem Rad nach Feierabend noch eben irgendwohin und zum Filme gucken geh ich in die Schauburg. Ganz spontan. Großeinkauf mache ich gar nicht mehr, das kann ich mir mit dem eingesparten Geld allemal leisten. Und wenn es mal wirklich ganz unabhängig sein soll, nehme ich ein Taxi. Und ich fühl mich richtig frei!

Marc Freiberger
 

Mit dem VCD fairreisen

Der VCD Bayern bietet auch 1998 im fünften Jahr geführte Reisen an, durch die ein Beitrag zu einem sanften, ökologisch orientieren Tourismus geleistet werden soll. Unter dem Titel "fairreisen" wird Erholung, Entspannung, Spaß und neue Erfahrungen in Verbindung mit ökologisch-kultureller Bildung angeboten.

Im Angebot sind sehr unterschiedliche Reiseziele für verschiedene Zielgruppen: Radeln durch das Alpenvorland, eine Sommerreise an die Ostsee, eine Kulturwanderung durch die piemontesischen Alpen, Urlaub rund um den Dachstein, Radeln im Moldautal oder im Nationalpark Sumava (Böhmerwald). Auch für Familien mit Kindern ist etwas im Programm: Hier geht's auf die Insel Usedom oder in den Böhmerwald.

Die Gruppengröße ist jeweils beschränkt; den Veranstaltern kommt es auch darauf an, den Kontakt mit Einheimischen zu knüpfen und so zu Hintergrundwissen und vertieftem Verständnis über die jeweilige Urlaubsregion beizutragen.

Die Anreise erfolgt ab dem vereinbarten Treffpunkt grundsätzlich mit der Bahn, der VCD Bayern bietet aber auch an, sich um die gesamte Anfahrt zu kümmern.

Interessierte können den Katalog mit dem Angebot für 1998 direkt beim LV Bayern anfordern. Tel. 0911/471743, Fax 0911/476473. Die Adresse lautet: VCD Bayern, -fairreisen-, Pf. 4203, 90022 Nürnberg. [Es gibt inzwischen auch eine fairreisen - Internet-Seite - der Webmaster 19.02.1999]

Michaela Müller
 

Vorschlag für ein Liniennetz 2005 in Karlsruhe

Nachdem vorläufig eine Straßenbahntrasse durch die Kriegsstraße nicht realisierbar ist, haben die Karlsruher Verkehrsinitiativen VCD, Pro Bahn und BUZO (Bürgeraktion Umweltschutz Zentrales Oberrheingebiet) - AG Verkehr eine gemeinsame Position zum gegenwärtigen Zustand des Straßenbahn-Netzes und einen Vorschlag für ein Liniennetz für das Jahr 2005 erarbeitet. Die Grundzüge werden hier vorgestellt.

Entgegen der veröffentlichten Meinung, daß die Kaiserstraße kaum noch zu überqueren sei, halten wir das jetzige Liniennetz für gut. Es gibt zur Zeit keinen zwingenden Grund, etwas daran zu ändern, auch nicht in der Kaiserstraße. Herr Ludwig macht auch ohne Tunnel und ohne Kriegsstraße einen überzeugenden Betrieb. Linienverlegungen, die zu Fahrgastverlusten führen, halten wir für nicht akzeptabel.

Wir möchten viele Autofahrer für den Öffentlichen Verkehr gewinnen. Darum ist es notwendig, mit schnellen und direkten, also umsteigefreien Verbindungen viele, vor allem aber die zentralen Ziele in der Stadt zu bedienen.

Unser "Liniennetz Karlsruhe 2005", ein Vorschlag basierend auf Überlegungen von Gerhard Stolz (MdL GRÜNE) erfüllt diese Vorgaben weitgehendst. Es bietet jedoch gegenüber dem guten Ist-Zustand einige Angebotsverbesserungen, ohne Trasse durch die Kriegsstraße.

Das "Liniennetz Karlsruhe 2005" zeichnet sich durch folgende Punkte aus:

Das wird erreicht mit konsequentem Einsatz der Zweisystemtechnik durch eine zusätzliche Verknüpfungsanlage DB - Straßenbahnnetz im Bereich des Hauptbahnhofs. Das ist deshalb auch die wichtigste Baumaßnahme. Sie ermöglicht den Fahrgästen aus Richtung Bruchsal und Eppingen, mit der Stadtbahn ohne Umsteigen zum Europaplatz zu kommen. Die wichtigste Änderung von Linien im Vergleich zu heute ist, daß die S4 von Eppingen zusammen mit der S3 aus Bruchsal über die Bahngleise zum Hauptbahnhof und die dortige Verknüpfung zum Europaplatz und weiter nach Wörth geführt wird. Zusätzlich werden die Fahrgäste aus Bruchsal, für die bisher die Fahrt im Hauptbahnhof endete, ohne Umsteigen in die Innenstadt geführt, so daß hier mit einem Fahrgastgewinn gerechnet werden kann. Die S5 von Pforzheim wird ab dem Marktplatz über den Hauptbahnhof nach Baden-Baden geführt. So wird die Kaiserstraße zwischen Marktplatz und Europaplatz um eine Stadtbahn-Linie entlastet.

Mögliche Realisierungen für die Verknüpfung wären eine Ausleitung von Gleis 5/6 aus dem Hauptbahnhof zum Albtalbahnhof oder als preisgünstigere Variante eine Rampe in Höhe der Stuttgarter Straße mit Einleitung in den Tivoli.

Langfristig könnte eine Trasse durch die Kriegsstraße eine noch bessere Linienführung möglich machen. Dadurch würden aber nicht weniger Linien durch die Kaiserstraße geführt.

Das vorgestellte Konzept ist als Arbeitspapier und Diskussionsgrundlage zu verstehen. Detailverbesserungen sind durchaus denkbar. Es macht aber deutlich, daß eine Weiterentwicklung des Stadtbahnnetzes in Stadt und Region auch weiterhin möglich ist, ohne daß der Öffentliche Nahverkehr und die Innenstadt an Attraktivität einbüßen.

Wichtig ist vor allem, daß jetzt nicht durch eine vorschnelle Herausnahme von Linien aus der Kaiserstraße das hohe Niveau des Nahverkehrssystems in Karlsruhe in Gefahr gebracht wird.

Wer das "Liniennetz Karlsruhe 2005" (in Farbe) haben möchte, kann es im VCD-Büro abholen. [die Grafik kann auch hier eingesehen werden - der Webmaster, 19.02.1999]

Johannes Honné
 

Bewegung bei ASKA e. V.

Bei der Autofreien Solarsiedlung Karlsruhe (ASKA) e.V. schien die Entwicklung seit einiger Zeit zu stagnieren. Die Volkswohnung Karlsruhe GmbH, Eigentümerin der vom Verein von Beginn an favorisierten "Smiley Barracks" in der Nordstadt, entpuppte sich zunehmend als recht spröder Kooperationspartner. Entgegen entsprechenden Vereinbarungen mit der Stadt, der BauWohnBeratung Karlsruhe und der Wüstenrotstiftung schob man dort das gemeinsame Projekt offenbar auf die lange Bank.

Grund genug für die ASKA, nach Alternativen zu suchen. Mittlerweile fand sich sowohl ein geeignetes Grundstück als auch eine potentielle Bauträgerin: Der sogenannte "Franzosensportplatz" im südlichen Teil der Nordweststadt, eingerahmt von Nancy- und Kußmaulstraße, bietet beste Voraussetzungen zur Verwirklichung des ASKA-Konzeptes, und die Planungs- und Bauträgergruppe Archi Nova aus Bönnigheim - kein unbeschriebenes Blatt im ökologischen Siedlungsbau - hat ein starkes Interesse daran, dieses auch umzusetzen.

Nach einem ersten Treffen zwischen Vertretern des Landes, des Stadtplanungsamtes, der Archi Nova und der ASKA verhandelt Archi Nova nun direkt mit dem Land über den Erwerb des Grundstücks.

Für den Verein, der sich seit über zwei Jahren für die Verwirklichung einer ökologischen Modellsiedlung in Karlsruhe einsetzt, bedeutet dies einen wichtigen Schritt nach vorn. Daß die Volkswohnung nun plötzlich doch (und vielleicht zu spät?) Gesprächsbereitschaft signalisiert, zeigt, daß das Projekt Autofreie Solarsiedlung Karlsruhe in jedem Fall wieder in Bewegung kommt.

Am Samstag, dem 27.6. unternimmt ASKA gemeinsam mit Archi Nova eine Exkursion zu verschiedenen ökologischen Siedlungen in Baden-Württemberg. Abfahrt: 9.00 Uhr am Albtalbahnhof, Fahrkostenbeitrag je nach Teilnehmeranzahl. Verbindliche schriftliche Anmeldung bis zum 17.6. an Anschi Unger, Bismarckstr. 47, 76133 Karlsruhe. Infos dazu unter 0721/ 27699.

Axel Widder
 

Kleine Meldungen

Eine Food-Coop (s. letzte Ausgabe des kreisfairkehr) gibt es auch an der Uni (nicht nur für Uni-Angehörige!): Verkauf jeweils Donnerstag 13-14 Uhr im Mensafoyer. Infos bei Karin Jehn, ( 608-4722.

Die Fahrradcodierung dient der Kennzeichnung von Fahrrädern, damit sie nach einem Diebstahl leichter identifiziert werden können (siehe kreisfairkehr Sommer 96). Während das bisher die Polizei kostenlos übernahm, macht dies jetzt die Firma BikeCode, die für 17 DM die Codierung vornimmt. Einmal wöchentlich 14-18 Uhr steht ein Stand an folgenden Orten: Montag Kronenplatz, Dienstag Stephanplatz, Mittwoch Gutenbergplatz, Donnerstag Marktplatz Durlach, Freitag Marktplatz Ettlingen. Außerdem gibt es viele einmalige Termine, z.B. beim Autofreien Rappenwört. Mitzubringen ist außer dem Fahrrad der Personalausweis.

"Mit Rad und Bahn in die Region", die beliebte VCD-Broschüre mit zahlreichen Radwandertips in Kombination von Fahrrad und Bahn ist für den neuen Fahrplan aktuell erschienen. Sie kann im VCD-Büro im Umweltzentrum Karlsruhe, aber auch an vielen anderen Stellen, z.B. in der Stadtinformation, am Bahnhof, manchen Radläden und der Badischen Landesbibliothek kostenlos abgeholt werden.

Die "Karte ab 60" (siehe letzte Ausgabe des kreisfairkehr) wurde bisher etwa 10.000 mal bestellt. Damit sie wirklich eingeführt wird, müssen aber 25.000 Bestellungen eingehen, was durchaus möglich erscheint. Wer mindestens 60 Jahre alt ist, sollte sich jetzt überlegen, ob diese Karte nicht eine gute Lösung ist, mindestens 1 Jahr lang für 40 DM pro Monat beliebig oft im KVV-Bereich fahren zu können. Und natürlich eignet sich die Karte auch als Geschenk für Senioren. Jetzt bestellen!

"Die Albtalbahn: Geschichte mit Zukunft. Von der Schmalspurbahn zur modernen Stadtbahn" heißt ein neu erschienenes Buch von Klaus Bindewald, das reich bebildert die wechselvolle Geschichte der Albtalbahn darstellt. Erhältlich ist es für 29,80 DM im Buchhandel und bei den KVV-Kundenzentren.
 

Münster - ein Vorbild für andere Städte ?!

Warum wird Münster als Fahrradmekka bezeichnet? Ist das berechtigt und wie wird die Fahrradfreundlichkeit umgesetzt? Das ist die Frage - ich möchte als Ex-Münsteraner, der sich dort fast nur mit dem Fahrrad bewegt hat, Anregungen geben und aufzeigen, daß eine Vielzahl von Maßnahmen, örtlichen Gegebenheiten und vielleicht auch die Einstellung der Menschen Fahrradfreundlichkeit bewirken.

Münster hat 269.000 Einwohner, davon 50.000 Studenten und ist wie Karlsruhe sehr flach. Der frühere Stadtwall ist heute die "Promenade", ein sehr gut befestigter Radweg, der rund um die Stadt führt - wie in vielen anderen Städten der innere Ring für Autos.

Münster - die Fahrradkultur

Daß es in Münster sehr viele Fahrräder gibt ist für Münsteraner so alltäglich, daß diese es nicht mehr merken. Man hat eins oder mehrere. Es ist da, es war immer da. Man benutzt es - auch im Winter oder bei schlechtem Wetter. Man kennt es von klein auf, der Papa hat den typischen münsterschen Fahrradfahrer sozusagen auf dem Kindersitz aus der Geburtsklinik geholt und ihn über die Promenade nach Hause gefahren. Der frühere CDU-Oberbürgermeister und die jetzige SPD-OB nutzen das Fahrrad als unverzichtbares Fahrzeug.

Mehr als ein Fortbewegungsmittel

Längst hat die Selbstverständlichkeit der Fahrradnutzung abgefärbt auf die sozialen und kommunikativen Verhältnisse: das Rad ist klassenlos, statusunabhängig, ein Teil der städtischen Alltagskultur. So ist das Fahrrad mehr als nur ein einfaches Fortbewegungsmittel. Mehrere hunderttausend Räder helfen mit, die innerstädtischen Verkehrsprobleme zu lösen. Man stelle sich vor, wenn alle Radfahrer aufs Auto umsteigen würden. Der Krach um Parkplätze und Straßenraum wäre unbeschreiblich.

Münster - das Fahrradprogramm

Münster erkannte frühzeitig, daß sich die Qualität der Radverkehrsförderung keineswegs allein in der Länge der Radwege bemißt.

Konsequente Radverkehrsförderung schuf schon seit langer Zeit eine gute Infrastruktur für Radfahrer. Die Stadt baut das Radwegenetz stetig aus und Sonderlösungen für Radfahrer schaffen dem Radverkehr Vorteile. Solange z.B. genügend Parkplätze in der Innenstadt vorhanden sind, gibt es wenig Gründe, aufs Rad umzusteigen. Der Rückbau von Kfz-Parkplätzen zugunsten von Radparkplätzen wird in vielen Städten oftmals als problematisch angesehen. In Münster ist hier dagegen eine relativ hohe Akzeptanz vorhanden.

Schrittweise Umsetzung von Einzelmaßnahmen

Münster hat in den vergangenen Jahren oft eine mutige Vorreiterrolle eingenommen. Daß hier insgesamt gute Ansätze für eine Radverkehrsförderung gewählt wurden, kann mit den steigenden Radverkehrszahlen belegt werden: Die Verkehrsmittelwahl änderte sich seit dem Jahr 1982 von 34 % auf 1994 40% Radverkehrsanteil (alle Fahrten). (In Karlsruhe liegt der Radverkehrsanteil bei rund 15%.)

Münster - die Fahrradstadt

Die Stadt ergriff eine Fülle von Maßnahmen, um den Radverkehr zu fördern:


Fazit

Mittlerweile gibt es verschiedene Ansätze in einigen Städten Deutschlands, in denen auch das Fahrrad als ein von allen Schichten akzeptiertes Verkehrsmittel angesehen wird und das Ziel einer lebensfreundlichen Verkehrsplanung Priorität hat. Verkehrstechnische Angebote allein reichen jedoch nicht aus. Neue Lösungen schrecken oftmals anfänglich ab oder stoßen auf Ablehnung, weil bekannte Bahnen verlassen und unbekanntes (noch) nicht einsichtiges Neuland betreten werden soll. Deshalb sind Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung und Vorbildfunktion ein wesentlicher Bestandteil, um die Radverkehrsplanung stark machen zu wollen und zu können. Das aktive Zusammenspiel von Bürgern, Planern und Politikern ist eine wünscheswerte Voraussetzung für eine Förderung des Radverkehrs und letztlich für eine fahrradfreundliche Stadt.

Diese genannten Punkte sind in Münster weitgehend gegeben. Deswegen ist Münster für mich ein Fahrradmekka und ein Vorbild für andere Städte.

Johannes Kloppenborg, 07243/15119

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