Die Modernisierung soll bis 2002 fertig sein, bis dahin fahren im Murgtal weiterhin Züge der DB im Auftrag der AVG. Als erste Baumaßnahme wurden im Herbst 2000 die Gleise zwischen Gernsbach und Forbach überarbeitet und in den Tunneln tiefer gelegt, um Platz für die Oberleitung zu schaffen. Elektrifiziert werden soll die Strecke zunächst bis Raumünzach, später dann bis Freudenstadt.
An der Strecke werden 7 zusätzliche Haltepunkte gebaut: Bad Rotenfels Industriegebiet, Gaggenau Nord, Ottenau, Hörden (der alte, ungünstig gelegene Bahnhof Hörden-Ottenau wird aufgehoben), Gernsbach Mitte, Au, Gausbach. Die bisherigen Bahnhöfe werden modernisiert. Um eine höhere Zugfrequenz zu ermöglichen, werden zusätzliche Kreuzungsstellen in Hilpertsau und Raumünzach geschaffen und der Abschnitt Kuppenheim - Bad Rotenfels zweigleisig ausgebaut. Die heutigen mechanischen Stellwerke werden ersetzt durch eine zentrale Leitstelle in Gernsbach, von der die gesamte Strecke gesteuert wird. Nach dem Ausbau werden die Züge im Murgtal von frühmorgens bis nach Mitternacht fahren. Der Verkehr wird wesentlich dichter, aber gegenüber heute auch etwas unübersichtlicher:
Jede zweite Stunde verkehren:
Jede andere zweite Stunde verkehren:
Im unteren Murgtal bis Forbach ergibt sich also werktags tagsüber ein Halbstundentakt, abends und am Wochenende ein Stundentakt, ergänzt alle zwei Stunden durch den schnelleren Stadtexpress. Im oberen Murgtal hinter Forbach ergänzen sich der Stadtexpress und die Regionalbahn (später S-Bahn) zum Stundentakt.
Im unteren Murgtal wird das Angebot gegenüber heute deutlich verbessert. Das obere Murgtal profitiert zwar von der Ausweitung der Verkehrszeiten, es gibt aber auch Verschlechterungen: Nur jede zweite Stunde gibt es eine komfortable Direktverbindung nach Karlsruhe, dazwischen muss mit Umsteigen und S-Bahnen gefahren werden. Längere Fahrten mit S-Bahn-Fahrzeugen sind aber verglichen mit den heutigen DB-Zügen nicht besonders komfortabel: Die S-Bahnen haben keine Toilette (ebensowenig die Bahnhöfe im Murgtal), die Wagen sind nur 2,65 m statt 3 m breit, entsprechend eng sind die Sitze, es gibt keine Gepäckablagen für große Gepäckstücke, es gibt keine Windfänge an den Türen, es gibt keine Fahrradabteile.
Die fehlenden Radabteile in den S-Bahnen führen zu den Verlierern des Umbaus, den Radlern. In diesen dürfen zwar Räder mitgenommen werden, aber wie: Radler müssen im Einstiegsbereich stehen bleiben und ihr Fahrrad und sich selbst festhalten. Da die Bahnsteige mal rechts und mal links sind, müssen sie ihr Fahrrad ständig auf die jeweils andere Fahrzeugseite umräumen, um die Tür nicht zu versperren. Mehr als 4 Fahrräder passen auf diese Weise nicht in eine S-Bahn.
Diese Art der Fahrradmitnahme in S-Bahnen wäre im Murgtal völlig unzureichend. Dort sind bei schönem Wetter nämlich große Mengen von Radlern unterwegs, auch Gruppen, und die Fahrradabteile der bisher stündlich verkehrenden DB-Züge sind in der Regel gut gefüllt. In Zukunft bleibt den Radlern nur noch der alle 2 Stunden verkehrende Stadtexpress, der außerdem nur an wenigen Bahnhöfen hält. Immerhin verkehrt dieser Stadtexpress nicht auch noch mit S-Bahn-Fahrzeugen, anders als beispielsweise die "Eilzüge" auf der Strecke Karlsruhe - Heilbronn. Man hat also offenbar bei der AVG erkannt, dass die S-Bahnen doch nicht die idealen Fahrzeuge für alle Lebenslagen sind, sondern dass für den überegionalen Verkehr besser geeignete Fahrzeuge genutzt werden sollten.
Wolfgang Melchert
Wegen Baumaßnahmen Streckensperrung RA-FDS voraussichtl. 16.4.-14.5.!
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