Heiko Jacobs' Seiten zum Thema:

U-Strab / Stadtbahntunnel / Kombilösung Karlsruhe

-- Umbau der Kriegsstraße --

Stand 2009: Mit einem Bürgerentscheid gegen die U-Strab wäre auch der Umbau der Kriegsstraße so wie geplant nicht mehr garantiert, da dann die Basis einer Förderung neu durchgerechnet werden muss. Zudem ist die Tieferlegung für die Autos am Mendelssohnplatz a) eine Autofördermaßnahme und so nicht gerade umweltverbundsfördernd und b) das Vergraben von Autos ähnlich unsozial wie das Vergraben von Bahnen. Für eine Entlastung reicht auch ein Umbau des zentralen Abschnitts aus. Für ein Nachdenken über neue Lösungen für die Kriegsstraße nach einem erfolgreichen Bürgerentscheid 2009 werde ich auch die hier skizzierte Lösung nochmal überarbeiten. Zumindestens die "Einhausung" im zentralen Teil hat was für sich, meine ich immer noch ...

Bitte beachten: Es gibt mittlerweile ein Papier mit einer Detaillierung zum Umbau der Kriegsstraße, das einige Punkte hier ergänzt oder abändert.

Rahmenbedingungen und bisherige Vorschläge

Die Stadtautobahn Kriegsstraße ist eine städtebauliche Sünde erster Güte, das haben nicht nur die 5 externen Büros gut erkannt, sondern auch bereits viele Karlsruher, so dass ein Umbau in greifbare Nähe gerückt ist.

Im Raum standen bisher hauptsächlich zwei Ansätze: Umbau zur normalen Stadtstraße ohne Unterführung, verkehrlich kaum leistungsfähig, sowie Verbindungstunnel zwischen den beiden Unterführungen. Bei letzterem wären viele Verknüpfungen weggefallen, so dass auch dessen Leistungsfähigkeit kritisch zu beurteilen gewesen wäre. Im kreisfairkehr des VCD Karlsruhe veröffentlichte ich einen dritten Vorschlag, der nur eine Art Grünüberbrückung der heutigen Kriegsstraße vorsieht unter Erhalt aller verkehrlichen Verknüpfungen, Kopie des damaligen Artikels anbei. Der Mittelabschnitt zwischen Lamm- und Ritterstraße wäre dabei höhergelegt und quasi autofrei!

Dem Planungsausschuss wurde Ende November eine Untersuchung des Karlsruher Büros Köhler & Leutwein vorgelegt. Sie enthielt 4 Varianten: Variante 1 ist der Verbindungstunnel ohne Rampen, der in der Bewertung durchfiel, Variante 2 ist ein Verbindungstunnel mit Rampen, der wie mein Vorschlag alle Verkehrsbeziehungen erhält, zusätzlich enthält er eine Querungsmöglichkeit für Autofahrer an der Lammstraße wegen ECE. Varianten 3 und 4 sind Erweiterungen, dazu später.

Vorschlag Gründeckel zwischen den Toren

Eine Überdeckelung der heutigen Kriegsstraße behält die heutige Funktionalität der Kriegsstraße bei, d.h. die Rampen bleiben im wesentlichen unverändert, lediglich die Zahl der Spuren wird reduziert. Es braucht kein Verbindungstunnel gegraben werden, was die Funktion der Kriegsstraße über einige Zeit behindern wird.

Die außerhalb sichtbaren Ein- und Ausfahrten sind im wesentlichen Tore, keine Rampen, das Stadtbild wird nicht durch Rampen zerschnitten. Die Überdeckelung umfasst im zentralen Bereich auch die seitlichen Bereiche, es entsteht ein autofreier Bereich.

Im Bereich der heutigen Rampen zwischen den Toren gibt es je Fahrtrichtung 3 Fahrspuren, davon eine Ein- und Ausfädelspur. Im zentralen Bereich kommen je zwei Spuren hinzu, so dass dort 10 Spuren insgesamt existieren. Maßgeblich für die Leistungsfähigkeit einer Straße sind die Knotenpunkte, nicht die Strecke dazwischen, eine Reduzierung der Spurenzahl ist daher relativ problemlos und erfordert allenfalls eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf innenstadtübliche 50 km/h.

Die Spurenzahl wird auf je zwei durchgehende Spuren und eine Ein- und Ausfädelspur reduziert. der gewonnene Raum kommt der Gestaltung des Gründeckels zugute mit Böschungen in Richtung Nymphengarten und Bundesgerichtshof und den Wohnhäusern auf der Südseite zwischen Karlstor und Ritterstraße und auf der Nordseite zwischen Lammstraße und Ettlinger Tor, was die Integration des Gründeckels in die Stadtlandschaft deutlich erleichtert. In Höhe Bundesgerichtshof ist das Gelände erhöht. Hier könnte die Ausfahrt ebenfalls unterm Grün wegtauchen und den autofreien Bereich erweitern. Somit ist der Deckel auch hier problemlos integrierbar, er ist eine organische Fortsetzung des erhöhten Geländes um den BGH. Die Hochhäuser südlich des Nymphengartens haben ihre Haupteingänge auf gleicher Ebene wie die Fußgängerbrücken. Käme der Gründeckel, dan sähe es hier aus, als wäre dieses Geländeniveau schon immer so gewesen!

Gestalterisch bietet die Böschung zum Nymphengarten interessante Möglichkeiten z.B. mit Wasserspielen analog zu den existierenden am Deckel über der Südtangente. Er bietet Aussichtspunkte über die umgestaltete Verkehrsachse Kriegsstraße und in Richtung Schloss, quasi der Feldherrenhügel des neuen Kriegsstraßenparks.

Diese Lösung hat auch Haken: Der Deckel ist ein Hindernis für Rollstuhlfahrer und Radfahrer und Autofahrer. Die heutigen Rampen der Fußgängerbrücken sind zu steil für Radfahrer und Rollstuhlfahrer. Rampen in Ost-West-Richtung zwischen Ritter- und Lammstraße hätten aber eine akzeptable Steigung, um auf den Deckel zu kommen. Auf der Südseite empfiehlt sich eine Spirale mit moderater Steigung auf dem Platz vor dem Landratsamt. Für den Fuß- und Radverkehr in Ost-West-Richtung wäre in Höhe Nymphengarten eine ebenerdige Passage empfehlenswert.

Die Straßenbahn würde mit einem Rasengleis oben auf dem Deckel fahren.

Ettlinger Tor

Das Ettlinger Tor hat bei voller Funktionalität der Kriegsstraße mit ihren Unterführungen hauptsächlich Abbiegebeziehungen abzuwickeln. Hierfür empfiehlt sich ein Kreisverkehr. Dieser betont auch den Platzcharakter, der heute nicht erkennbar ist. Er ermöglicht auch eine Verkehrsführung aus Richtung Parkhäuser incl. ECE in Richtung Osten, der bei Variante 2 aus dem Köhler&Leutwein-Gutachten oberiridisch als normale Kreuzung in Höhe Lammstraße geführt werden sollte, was bei einem Gründeckel aber evtl. nicht möglich wäre. Auch die Koexistenz mit dem Straßenbahnverkehr dürfte so leichter werden. Platz ist dort genügend vorhanden. Ob auch beim Karlstor ein Kreisverkehr möglich ist, müsste aus Platzgründen noch untersucht werden.

Wenn auch unterirdische Ampelkreuzungen möglich sind, könnte man auch den Vorschlag eines Bekannten von mir durchrechnen, der die gesamte Einmündung der Ettlinger Straße (deren Fortführung nach Norden ja durch Schließung der Karl-Friedrich-Straße entfällt) tieferlegt. Die Anbindung der Parkhäuser in Höhe Lammstraße könnte dann unter dem Deckel ähnlich ausgeführt werden.

Da es sich anbieten würde, einen Gründeckel auch über die Rampe östlich des Ettlinger Tores weiter zu ziehen, bestünde auch folgende gestalterische Möglichkeit: Zwischen Nymphengarten und Staatstheater wird eine aus möglichst leichten und offenen Materialien aufgeständerte Fußgängerbrücke geführt, z.B. als Stahlkonstruktion mit Glasgeländer. In der Mitte des Ettlinger Tores wird diese torartig aufgeweitet und gestaltet, aber ebenfalls offen und leicht, d.h. Stahl und Glas. Evtl. kann die obere Ebene als Cafe genutzt werden. Direkte Zugänge ins ECE-Center bieten sich an, ebenso eine Verknüpfung mit der Galerie am Staatstheater.

Erweiterung nach Osten

Die Vorlage für den Planungssausschuss empfiehlt als Variante 3 die Erweiterung des Systems um eine weitere Unterführung unter dem Mendelssohnplatz. Diese könnte man nach ähnlichem System bauen, wobei allerdings weniger Platz verfügbar ist. Eventuell kann man dies lösen, indem man mit den Rampen aus den Unterführungen nicht ganz auf Geländeniveau hoch kommt und mit den Ein- und Ausfahrten nach unten entgegen kommt, so dass der Verflechtungsbereich auf halber Höhe zwischen Geländeniveau und Sohle der Unterführungen liegt, überdeckelt. Das kostet allerdings Parkplätze.

Überlegen sollte man aber genau, ob man dies will. Mit einer solchen Unterführung baut man den Knoten Mendelssohnplatz sehr leistungsfähig aus. Bisher dient dieser Platz als Ventil für die Verkehrsmenge aus Richtung Osten in die Stadt. Ein Ausbau macht nur Sinn, wenn die City ungebremsten Verkehrszufluss aufnehmen kann. Nötig wäre der Ausbau, wenn man eine Straßenbahn auch über diesen Knoten in Ost-West-Richtung führen will. Die Bahn aus Richtung Kriegsstraße-Ost soll provisorisch an die Baumeisterstraße angebunden werden. Man könnte auch überlegen, ob man dies auch als Endstadium verwenden kann. Im Osten vielleicht mit einer Bahn am südlichen Parkrand näher an der Wohnbebauung dran statt auf der Kriegsstraße-Ost selbst. Zur Verknüpfung mit dem Ettlinger Tor bietet sich eine Diagonalverbindung über die Finterstraße an, d.h. zwischen Oberpostdirektion und Staatstheater durch. Diese Trasse wäre noch frei, ist aber durch Bebauung bedroht. Ein Ausbau des Mendelssohnplatzes ist so nicht unbedingt notwendig.

Erweiterung nach Westen

Nicht auszurotten ist der Gedanke an eine vierte Unterführung unter dem Knoten der Kriegsstraße mit der Brauer- und Reinhold-Frank-Straße. Diese entlastet womöglich diesen Knoten, aber sie schaufelt die Verkehrsmassen ungebremst in die westliche Kriegsstraße, wo sie spätestens ab Weinbrennerplatz hoffnungslos stecken bleiben. Dort hat der Verkehr in dieser Menge nichts zu suchen. Dies erkannte auch das Gutachten von Köhler & Leutwein. Außerdem ändert eine solche Unterführung nichts an der überlasteten Reinhold-Frank-Straße.

Wenn man Bedarf sieht, auch an diesem Knoten etwas zu tun, was durchaus nachvollziehbar ist, denn in dieser Ecke hängen mehrere leistungsfähige vierspurige Straßen ohne leistungsfähige Verbindung quasi in der Luft (Brauerstraße, Kriegsstraße, Kaiserallee), so sollte man andere Lösungswege suchen. Viel eher würde es sich anbieten, die Kriegsstraße östlich der Brauerstraße mit der Brauerstraße zu verbinden. So entsteht zusammen mit der Südtangente eine leistungsfähige Verbindung zwischen Kriegsstraße auf der einen Seite und der Pfalz bzw. Umgebung Rheinstetten auf der anderen Seite. Die Verbindung von der Brauerstraße zur Kriegsstraße ist als Rechtsabbiegebeziehung eher problemlos oberirdisch abwickelbar. In Frage käme daher eine unterirdische Führung der Linksabbieger von der Kriegsstraße in die Brauerstraße.

Will man auch das Problem der Reinhold-Frank-Straße lösen, dann bietet sich eine Erweiterung dieses Ansatzes zu einem Teiltunnel in Nord-Süd-Richtung unter dieser an. Einfahrt innerhalb eines kreisverkehrsähnlichen Knotens, siehe Anregungen zu öffentlichen Räumen. Oberirdisch verbleibt zweispurig nur noch der Süd-Nord-Verkehr. Dies schafft auch Platz für den Radverkehr, der bisher auf Radwegen fahren muss, die nach der VwV zur StVO gar nicht zulässig sind! Und es werden die Anwohner der Reinhold-Frank-Straße und vieler Seitenstraßen entlastet, die bisher als Schleichwege dienen. Der Restverkehr oben könnte über einen Kreisverkehr abgewickelt werden. Als starke Verkehrsströme verbleiben nur zwei Rechtsabbiegebeziehungen und der Süd-Nord-Verkehr.

Ob Erweiterungen nach Osten und Westen und Teiltunnel unter der Reinhold-Frank-Straße wirklich notwendig sind bzw. ob sie vielleicht nicht zu viel Autoverkehr in die Stadt ziehen, müsste noch genauer untersucht werden. Aber eins ist klar: Diese Maßnahmen erhöhen durch die Entlastung vom Autoverkehr in großen Teilen der Kriegsstraße und Reinhold-Frank-Straße etc. die Attraktivität der Innenstadt sehr viel stärker als ein Verstecken der sauberen und leiseren Bahn im Untergrund. Freiräume für Fußgänger werden geschaffen und das Wohnen dort wird erträglicher.

Bau und Kosten

Mein Vorschlag eines Gründeckels zwischen den Toren baut teils auf den vorhandenen Bauten auf. Das Ausschachten eines Verbindungstunnels entfällt, der Boden bleibt weitgehend unverändert, der Deckel wird eventuell etwas breiter. Insgesamt könnte der Gründeckel zwischen den Toren etwas preiswerter werden als ein Verbindungstunnel, gegenüber einen Verbindungstunnel mit Rampen, wie von Köhler & Leutwein empfohlen, sogar deutlich preiswerter. Vermutlich also mehr Entlastung vom Verkehr und mehr Grün für weniger Geld. Der Gründeckel wäre zudem auch abschnittsweise realisierbar.

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