Bitte beachten: Es gibt mittlerweile ein Papier mit einer Detaillierung zum Umbau der Kriegsstraße, das einige Punkte hier ergänzt oder abändert.
Im Raum standen bisher hauptsächlich zwei Ansätze: Umbau zur normalen Stadtstraße ohne Unterführung, verkehrlich kaum leistungsfähig, sowie Verbindungstunnel zwischen den beiden Unterführungen. Bei letzterem wären viele Verknüpfungen weggefallen, so dass auch dessen Leistungsfähigkeit kritisch zu beurteilen gewesen wäre. Im kreisfairkehr des VCD Karlsruhe veröffentlichte ich einen dritten Vorschlag, der nur eine Art Grünüberbrückung der heutigen Kriegsstraße vorsieht unter Erhalt aller verkehrlichen Verknüpfungen, Kopie des damaligen Artikels anbei. Der Mittelabschnitt zwischen Lamm- und Ritterstraße wäre dabei höhergelegt und quasi autofrei!
Dem Planungsausschuss wurde Ende November eine Untersuchung des Karlsruher Büros Köhler & Leutwein vorgelegt. Sie enthielt 4 Varianten: Variante 1 ist der Verbindungstunnel ohne Rampen, der in der Bewertung durchfiel, Variante 2 ist ein Verbindungstunnel mit Rampen, der wie mein Vorschlag alle Verkehrsbeziehungen erhält, zusätzlich enthält er eine Querungsmöglichkeit für Autofahrer an der Lammstraße wegen ECE. Varianten 3 und 4 sind Erweiterungen, dazu später.
Die außerhalb sichtbaren Ein- und Ausfahrten sind im wesentlichen Tore, keine Rampen, das Stadtbild wird nicht durch Rampen zerschnitten. Die Überdeckelung umfasst im zentralen Bereich auch die seitlichen Bereiche, es entsteht ein autofreier Bereich.
Im Bereich der heutigen Rampen zwischen den Toren gibt es je Fahrtrichtung 3 Fahrspuren, davon eine Ein- und Ausfädelspur. Im zentralen Bereich kommen je zwei Spuren hinzu, so dass dort 10 Spuren insgesamt existieren. Maßgeblich für die Leistungsfähigkeit einer Straße sind die Knotenpunkte, nicht die Strecke dazwischen, eine Reduzierung der Spurenzahl ist daher relativ problemlos und erfordert allenfalls eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf innenstadtübliche 50 km/h.
Die Spurenzahl wird auf je zwei durchgehende Spuren und eine Ein- und Ausfädelspur reduziert. der gewonnene Raum kommt der Gestaltung des Gründeckels zugute mit Böschungen in Richtung Nymphengarten und Bundesgerichtshof und den Wohnhäusern auf der Südseite zwischen Karlstor und Ritterstraße und auf der Nordseite zwischen Lammstraße und Ettlinger Tor, was die Integration des Gründeckels in die Stadtlandschaft deutlich erleichtert. In Höhe Bundesgerichtshof ist das Gelände erhöht. Hier könnte die Ausfahrt ebenfalls unterm Grün wegtauchen und den autofreien Bereich erweitern. Somit ist der Deckel auch hier problemlos integrierbar, er ist eine organische Fortsetzung des erhöhten Geländes um den BGH. Die Hochhäuser südlich des Nymphengartens haben ihre Haupteingänge auf gleicher Ebene wie die Fußgängerbrücken. Käme der Gründeckel, dan sähe es hier aus, als wäre dieses Geländeniveau schon immer so gewesen!
Gestalterisch bietet die Böschung zum Nymphengarten interessante Möglichkeiten z.B. mit Wasserspielen analog zu den existierenden am Deckel über der Südtangente. Er bietet Aussichtspunkte über die umgestaltete Verkehrsachse Kriegsstraße und in Richtung Schloss, quasi der Feldherrenhügel des neuen Kriegsstraßenparks.
Diese Lösung hat auch Haken: Der Deckel ist ein Hindernis für Rollstuhlfahrer und Radfahrer und Autofahrer. Die heutigen Rampen der Fußgängerbrücken sind zu steil für Radfahrer und Rollstuhlfahrer. Rampen in Ost-West-Richtung zwischen Ritter- und Lammstraße hätten aber eine akzeptable Steigung, um auf den Deckel zu kommen. Auf der Südseite empfiehlt sich eine Spirale mit moderater Steigung auf dem Platz vor dem Landratsamt. Für den Fuß- und Radverkehr in Ost-West-Richtung wäre in Höhe Nymphengarten eine ebenerdige Passage empfehlenswert.
Die Straßenbahn würde mit einem Rasengleis oben auf dem Deckel fahren.
Wenn auch unterirdische Ampelkreuzungen möglich sind, könnte man auch den Vorschlag eines Bekannten von mir durchrechnen, der die gesamte Einmündung der Ettlinger Straße (deren Fortführung nach Norden ja durch Schließung der Karl-Friedrich-Straße entfällt) tieferlegt. Die Anbindung der Parkhäuser in Höhe Lammstraße könnte dann unter dem Deckel ähnlich ausgeführt werden.
Da es sich anbieten würde, einen Gründeckel auch über die Rampe östlich des Ettlinger Tores weiter zu ziehen, bestünde auch folgende gestalterische Möglichkeit: Zwischen Nymphengarten und Staatstheater wird eine aus möglichst leichten und offenen Materialien aufgeständerte Fußgängerbrücke geführt, z.B. als Stahlkonstruktion mit Glasgeländer. In der Mitte des Ettlinger Tores wird diese torartig aufgeweitet und gestaltet, aber ebenfalls offen und leicht, d.h. Stahl und Glas. Evtl. kann die obere Ebene als Cafe genutzt werden. Direkte Zugänge ins ECE-Center bieten sich an, ebenso eine Verknüpfung mit der Galerie am Staatstheater.
Überlegen sollte man aber genau, ob man dies will. Mit einer solchen Unterführung baut man den Knoten Mendelssohnplatz sehr leistungsfähig aus. Bisher dient dieser Platz als Ventil für die Verkehrsmenge aus Richtung Osten in die Stadt. Ein Ausbau macht nur Sinn, wenn die City ungebremsten Verkehrszufluss aufnehmen kann. Nötig wäre der Ausbau, wenn man eine Straßenbahn auch über diesen Knoten in Ost-West-Richtung führen will. Die Bahn aus Richtung Kriegsstraße-Ost soll provisorisch an die Baumeisterstraße angebunden werden. Man könnte auch überlegen, ob man dies auch als Endstadium verwenden kann. Im Osten vielleicht mit einer Bahn am südlichen Parkrand näher an der Wohnbebauung dran statt auf der Kriegsstraße-Ost selbst. Zur Verknüpfung mit dem Ettlinger Tor bietet sich eine Diagonalverbindung über die Finterstraße an, d.h. zwischen Oberpostdirektion und Staatstheater durch. Diese Trasse wäre noch frei, ist aber durch Bebauung bedroht. Ein Ausbau des Mendelssohnplatzes ist so nicht unbedingt notwendig.
Wenn man Bedarf sieht, auch an diesem Knoten etwas zu tun, was durchaus nachvollziehbar ist, denn in dieser Ecke hängen mehrere leistungsfähige vierspurige Straßen ohne leistungsfähige Verbindung quasi in der Luft (Brauerstraße, Kriegsstraße, Kaiserallee), so sollte man andere Lösungswege suchen. Viel eher würde es sich anbieten, die Kriegsstraße östlich der Brauerstraße mit der Brauerstraße zu verbinden. So entsteht zusammen mit der Südtangente eine leistungsfähige Verbindung zwischen Kriegsstraße auf der einen Seite und der Pfalz bzw. Umgebung Rheinstetten auf der anderen Seite. Die Verbindung von der Brauerstraße zur Kriegsstraße ist als Rechtsabbiegebeziehung eher problemlos oberirdisch abwickelbar. In Frage käme daher eine unterirdische Führung der Linksabbieger von der Kriegsstraße in die Brauerstraße.
Will man auch das Problem der Reinhold-Frank-Straße lösen, dann bietet sich eine Erweiterung dieses Ansatzes zu einem Teiltunnel in Nord-Süd-Richtung unter dieser an. Einfahrt innerhalb eines kreisverkehrsähnlichen Knotens, siehe Anregungen zu öffentlichen Räumen. Oberirdisch verbleibt zweispurig nur noch der Süd-Nord-Verkehr. Dies schafft auch Platz für den Radverkehr, der bisher auf Radwegen fahren muss, die nach der VwV zur StVO gar nicht zulässig sind! Und es werden die Anwohner der Reinhold-Frank-Straße und vieler Seitenstraßen entlastet, die bisher als Schleichwege dienen. Der Restverkehr oben könnte über einen Kreisverkehr abgewickelt werden. Als starke Verkehrsströme verbleiben nur zwei Rechtsabbiegebeziehungen und der Süd-Nord-Verkehr.
Ob Erweiterungen nach Osten und Westen und Teiltunnel unter der Reinhold-Frank-Straße wirklich notwendig sind bzw. ob sie vielleicht nicht zu viel Autoverkehr in die Stadt ziehen, müsste noch genauer untersucht werden. Aber eins ist klar: Diese Maßnahmen erhöhen durch die Entlastung vom Autoverkehr in großen Teilen der Kriegsstraße und Reinhold-Frank-Straße etc. die Attraktivität der Innenstadt sehr viel stärker als ein Verstecken der sauberen und leiseren Bahn im Untergrund. Freiräume für Fußgänger werden geschaffen und das Wohnen dort wird erträglicher.